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Zwei Gefühle  Musik mit Leonardo

Zwei Gefühle Musik mit Leonardo Helmut Lachenmann

Titel / Title: Zwei Gefühle Musik mit Leonardo
Untertitel / Subtitle:
Ausgaben-Titel:
Kurzbesetzung: 2Spr,Ens
Besetzung (ausführlich): Soli: 2Spr A-Fl(Picc).B-Fl.Eh.B-Klar.Kb-Klar.Kfg 2Trp.Pos.Tuba Schl(2) Hfe.Git Klav 2Vl.2Va.2Vc.Kb
Besetzung / Instrumentation:
Erscheinungsdatum / Date of Production: 1992
Dauer / Duration: 20'
Epoche: Musik (nach 1945) / Neue Musik (nach 2000)
Gattung:
Produkttyp / Product: Studienpartitur
Produkttyp / Product: Studienpartitur
Ausgaben Besetzung:
Herausgeber:
Sprache / Language:
Bindung: Broschur, Fadenheftung
Format: 23 x 33 cm / 9 x 13 in

Uraufführung: Stuttgart, 9. Oktober 1992

Die ... Zwei Gefühle ... sind inzwischen ebenso wie Mouvement ein Repertoirewerk der international bedeutenden Kammerensembles geworden. Mit ... Zwei Gefühle ... formulierte Lachenmann zudem einen ersten zentralen Beitrag zu seiner 1997 uraufgeführten Oper Das Mädchen mit den Schwefelhölzern - dort ist die kompositorische Auseinandersetzung mit dem Text von Leonardo da Vinci in den Ablauf des zweiten Teils eingebettet. Das Werk ist 1991/92 entstanden. Ein großer Teil davon wurde im leerstehenden Haus Luigi Nonos auf Sardinien geschrieben. Keine Frage, daß die Erinnerung an ihn meine Vorstellungen damals mitbestimmt hat. Meine Arbeit an diesem Stück ging von der Erfahrung aus, daß gerade das strukturell gerichtete Hören, das heißt das beobachtende Wahrnehmen des unmittelbar Klingenden und der darin wirkenden Zusammenhänge, verbunden ist mit inneren Bildern und Empfindungen, die von jenem Beobachtungsprozeß keineswegs ablenken, sondern untrennbar mit ihm verbunden bleiben und ihm sogar eine besondere charakteristische Intensität verleihen. Es ist die eigenartige Situation, wo beim Dechiffrieren einer uns betreffenden Nachricht die unmittelbare Wahrnehmungsarbeit: das - möglicherweise mühsame - Erkennen und Zusammentragen der Zeichen einerseits und die Kraft der sich abzeichnenden Botschaft andererseits tatsächlich eng zusammengehören, gar einander bedingen und einen geschlossenen Erlebniskomplex bilden. Die beiden Sprecher des Leonardo-Textes in ... Zwei Gefühle ... sind quasi sich ergänzende Bewusstseins-Hälften eines imaginären Wanderers und still staunenden Lesers. Sie selbst fungieren gleichsam bewußtlos wie die ineinander arbeitenden Hände eines am Sehen Gehinderten, der jenen Text wie eine kostbare Inschrift ertastet, indem er deren Sprachpartikel einzeln ergreift und schlecht und recht vor seinem Gedächtnis zusammenfügt: konzentriert und nüchtern, versunken, aber zugleich betroffen im doppelten Sinn des Wortes, denn was sich semantisch erschließt, beschwört eben jene Situation des unruhigen Suchens im Gefühl der Unwissenheit, in welcher der blind Tastende sich wiedererkennt. Was klingt, versteht sich als beides: vielfach aus dem Phonetischen abgeleitetes und transformiertes Material und zugleich Trümmer des überlieferten Vorrats affektiver Gesten, neu gepolt als klingender Zusammenhang aus innerlich verschieden artikulierten akustischen Feldern, quasi unterschiedlich erhitzten beziehungsweise erkalteten Vulkanen. Mediterrane Klanglandschaft in unwirtlicher Höhe; eine Pastorale, geschrieben im Gedanken an das, was mich mit dem Komponisten des Hay que caminar verbunden hat. (Helmut Lachenmann, 1994) Verlangen nach Erkenntnis So donnernd brüllt nicht das stürmische Meer, wenn der scharfe Nordwind es mit seinen brausenden Wogen zwischen Scylla und Charybdis hin und her wirft, noch der Stromboli oder Aetna, wenn die Schwefelfeuer im gewaltsamen Durchbruch den großen Berg öffnen, um Steine und Erde samt den austretenden und herausgespieenen Flammen durch die Luft zu schleudern, noch auch die glühenden Höhlen von Mongibello, wenn sie beim Herausstoßen des schlecht verwahrten Elements rasend jedes Hindernis verjagen, das sich ihrem ungestümen Wüten entgegenstellt ... Doch ich irre umher, getrieben von meiner brennenden Begierde, das große Durcheinander der verschiedenen und seltsamen Formen wahrzunehmen, die die sinnreiche Natur hervorgebracht hat. Ich wand mich eine Weile zwischen den schattigen Klippen hindurch, bis ich zu einer großen Höhle gelangte, vor der ich betroffen im Gefühl der Unwissenheit eine Zeit lang verweilte. Ich hockte mit gekrümmtem Rücken. Die müde Hand aufs Knie gestützt beschattete ich mit der Rechten die gesenkten und geschlossenen Wimpern. Und nun, da ich mich oftmals hin und her beugte, um in die Höhle hineinzublicken und dort etwas zu unterscheiden, verbot mir das die große Dunkelheit, die darin herrschte. Als ich aber geraume Zeit verharrt hatte, erwachten plötzlich in mir zwei Gefühle: Furcht und Verlangen. Furcht vor der drohenden Dunkelheit der Höhle, Verlangen aber mit eigenen Augen zu sehen, was darin an Wunderbarem sein möchte. Leonardo da Vinci (Deutsche Übertragung von Kurt Gerstenberg) Non fa sì gran mugghio il tempestoso mare, quando il settentrionale aquilone lo ripercuote colle schiumose onde fra Scilla e Cariddi, né Stromboli o Mongibello quando le solfure fiamme, essendo rinchiuse, per forza rompendo e aprendo il gran monte, fulminando per l'aria pietra, terra, insieme coll'uscita e vomitata fiamma, né quando le infocate caverne di Mongibello rivomitando il male tenuto elemento, spigniendolo alla sUraufführung regione con furia, cacciando innanzi qualunque ostacolo s'interpone alla sUraufführung impetuosa furia. E tirato dalla mia bramosa voglia, vago di vedere la gran copia delle varie e strane forme fatte dalla artificiosa natura raggiratomi alquanto infra gli ombrosi scogli, pervenni all'entrata d'una caverna, dinanzi alla quale, restato alquanto stupefatto e ignorante di tal cosa, piegato le mie reni in arco, e ferma la stanca mano sopra il ginocchio e colla destra mi feci tenebre alle abbassate e chiuse ciglia, e spesso piegandomi in qUraufführung e in là per vedere dentro, vi discernessi alcuna cosa, e questo vietatomi per la grande oscurità che là entro era. È stato alquanto, subito s'alza in me due cose: paura e desiderio, paura per la minacciosa oscura spelonca, desiderio di vedere se là entro fosse alcuna miracolosa cosa. (Leonardo da Vinci, Codex Arundel) CDs : Helmut Lachenmann (Sprecher), Klangforum Wien, Ltg. Hans Zender CD Accord 204852 Benedikt Leitner, Robert Sedlak (Sprecher), Klangforum Wien, Ltg. Hans Zender CD Durian 097/098-2 Helmut Lachenmann (Sprecher), Klangforum Wien, Ltg. Hans Zender CD KAIROS 0012202KAI Franck Ollu, Ueli Wiget (Sprecher), Ensemble Modern, Ltg. Peter Eötvös CD ECM 1789 Helmut Lachenmann (Sprecher), Ensemble Signal, Ltg. Brad Lubman CD & DVD mode 252 Helmut Lachenmann (Sprecher), Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Ltg. Peter Eötvös CD NEOS 11424 Bibliografie : Clarkson , Austin: A Note on zwei Gefühle, Musik mit Leonardo, in: Helmut Lachenmann ­ Music with matches, hrsg. von Dan Albertson, Contemporary Music Review 24 (2005), Vol. 1, S. 53-55. Ernst , Michael: Helmut Lachenmann 75 Jahre und Zwei Gefühle. Kein Vulkan, die schiere Musik kommt hier zum Ausbruch, in: Philharmonische Blätter (der Dresdner Philharmonie), Oktober-November-Dezember 2010, S. 22-25. Hiekel , Jörn Peter: Escaped from Paradise? 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Produktinformation
Bestellnummer:7663
Schwierigkeitsgrad:-
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Seiten:92
Verlagsnummer:Breitkopf PB 5419-07
EAN:9790004210918
Komponist:Helmut Lachenmann
Arrangeur:-
Verlag:Breitkopf & Härtel KG
Besetzung:Orchester / Sinfonieorchester / Orchestra / Full Orchestra

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