00:00
6 Bagatellen

6 Bagatellen Nicolaus A. Huber

Titel / Title: 6 Bagatellen
Untertitel / Subtitle:
Ausgaben-Titel:
Kurzbesetzung: KamEns,Tb
Besetzung (ausführlich): Fl(Picc.Bambuspanfl).Ob.Klar(B-Klar.Kb-Klar).Fg(Kfg. wenn keine Kb-Klar zur Verfügung) – Schl – Hfe.E-Bass ad lib. – Vl.Va.Vc.Kb -Tb
Besetzung / Instrumentation:
Erscheinungsdatum / Date of Production: 1981
Dauer / Duration: 22'
Epoche: Musik (nach 1945) / Neue Musik (nach 2000)
Gattung:
Produkttyp / Product: Studienpartitur
Produkttyp / Product: Studienpartitur
Ausgaben Besetzung:
Herausgeber:
Sprache / Language:
Bindung: geheftet
Format: 23 x 30,5 cm / 9 x 12 in

Uraufführung: Köln, 2. Oktober 1982


[DE]
Die Sechs Bagatellen für Kammerensemble und Tonband sind Dieter Schnebel gewidmet. Besonders die Atmosphäre seines Sprechens und Denkens in einem Interview mit Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn (Heftreihe „Neue Musik“ Nr. 1: Dieter Schnebel, Kultur Forum Bonn Center) hat mich zur nötigen inneren Freiheit geöffnet, zu schreiben, was ich schon längst gerne schreiben wollte, nur auf mich horchend. Der Titel „Bagatellen“ geht demgemäss auch nicht auf die Bagatellen Weberns zurück (die ja aus einer Situation radikaler Sprachreinigung gearbeitet sind), sondern auf Beethoven. Nr. 2 „Mit Süße und Herbheit“ ist unschwer mit op. 111/II in Verbindung zu bringen. Die sehr interessante Lautstärkenkomposition habe ich in eine eigene gewandelt, die eine politische Genre-Atmosphäre aufmoduliert. Die Denktechnik der Beethovenschen Bagatelle op. 119/X, die nur eine Zeile lang ist und nur aus einem frappierend einfachen musikalischen Gedanken besteht, findet sich wieder in Nr. 1 „Ouvertüre“ (das ganze Stück ist ein gedehntes Ouvertüren-Rhythmusmodell), dem erwähnten Nr. 2 und in Nr. 3: „Traum-Mechaniks Wirren“. Das Modell des ersten Taktes (h-b-a-gis) stammt aus meiner Traummechanik. Der Zusatz Wirren bezieht sich einmal auf Schumanns „Traumes Wirren“ (aus den Phantasiestücken op. 12), in dem in den Takten 5-7 eine transponierte Fassung meines Modells (es-d-des-c) vorkommt, zum anderen auf die Verarbeitungstechnik. In „Traummechanik“ ostinat behandelt, erfährt das Modell hier dauernde und überraschende Veränderungen in Klangfarbe, Rhythmus, Dynamik, Intervallen (Dehnungen und vierteltönige Stauchungen), Lagen (sehr tief, sehr hoch) und Melodie (am Ende werden aus den vier chromatischen Tönen vier gleiche Töne). Das ganze Stück basiert auf Einstimmigkeit. Zugleich drückt sich hier ein anderer Bezug zu Beethovens Bagatellen aus, in denen sich Anklänge an andere („große“) Werke finden (zum Beispiel an die „Neunte Symphonie“). In Nr. 5 „A hardedged Adagio“ werden statt einem zwei musikalisch verschiedene Gedanken blockartig nebeneinandergestellt. Der Titel zeigt eine Analogie zur Bildenden Kunst: Der erste Teil ist eine Kette von zwölf solistischen, einfachen Klang„block“-Ereignissen, sozusagen rechtwinklig aneinandergefügt. Nr. 4 „Tango“ und Nr. 6 „Romanze“ gehören zu den Genres, die in politischer Kunst Tradition haben. Im „Tango“ taucht auch eine völlig gegensätzliche Interpretation des vom Ensemble zu sprechenden Goethe-Gedichtes „Über allen Wipfeln ist Ruh’“ auf. „Ruhe“ ist nicht der persönliche, trostbringende ewige Todesfrieden (vergleiche Schuberts Lied), sondern eine schreckliche Friedhofsruhe, die uns droht. Die „Vögelein“ sind Galgenvögel, die endlich schweigen sollten, und das von mir hinzugefügte Fragezeichen nach „Balde ruhest du auch?“ möchte den nötigen Kampf für ein friedliches, schöpferisches Leben ausdrücken. Auch die „Romanze“ geht auf eine politische Form, die der alten spanischen Romanze zurück, die Volkshelden besingt und noch nicht süßliche Liebesgeigen-Romanze geworden ist. Die Struktur der Musik ist der literarischen Assonanzreimtechnik der alten Romanze verpflichtet. Die Helden unserer Tage sind die, die sich mit all ihren Fähigkeiten für den Frieden einsetzen. Passt hier nicht der Satz, den der Verlag Peters an Beethoven schrieb, als dieser ihm die Bagatellen op. 119 anbot: „Ihre Stücke sind des Preises unwert, und Sie sollten es unter Ihrer Würde halten, die Zeit mit solchen Kleinigkeiten, wie sie jeder machen könnte, zu verbringen“? Versucht man nicht auch unsere Friedensbewegung vielschichtig - privat und öffentlich - zu bagatellisieren? (Nicolaus A. Huber, 1982 ) LP: Ensemble Modern, Ltg. Peter Eötvös LP Harmonia Mundi HM 713 D Bibliografie : Birkenkötter , Jörg: Keine Kleinigkeiten: „Bagatellen“, „Shrugs“, „Statement“ … Kurze Stücke im Werk Nicolaus A. Hubers, in: Nicolaus A. Huber, hrsg. von Ulrich Tadday (= Musik-Konzepte. Neue Folge 168/169), München: edition text + kritik 2015, S. 153-175. Heister , Hanns-Werner: Konspiration und Agitation. Ein Versuch über die „Sechs Bagatellen“ für Kammerensemble von Nicolaus A. Huber, in: Melos 46 (1984), Heft 2, S. 37-83. Huber , Nicolaus A.: THIRTY ARE BETTER THAN ONE (A. Warhol), in: Neue Musik und andere Künste, hrsg. von Jörn Peter Hiekel (= Veröffentlichungen des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt, Band 50), Mainz u.a.: Schott 2010, S. 220-235. Mainka , Jörg: Sprachspiele. Über musikalische Dramaturgie, in: MusikTexte 128, Februar 2011, S. 42-48. Spahlinger , Mathias: das starre - erzittert. zu nicolaus a. hubers „bagatellen“, in: MusikTexte 2 (1983), S. 15-18.



Kurzbesetzung: KamEns,Tb
Besetzung / Instrumentation:Fl(Picc.Bambuspanfl).Ob.Klar(B-Klar.Kb-Klar).Fg(Kfg. wenn keine Kb-Klar zur Verfügung) – Schl – Hfe.E-Bass ad lib. – Vl.Va.Vc.Kb -Tb
Kompositionsjahr / Year of Composition: 1981
Epoche: Neue Musik (nach 1945) / Neue Musik (nach 2000)
Produktart: Studienpartitur
Ausgabe: Studienpartitur
Bindung: geheftet
Format: 23 x 30,5 cm / 9 x 12 in
Uraufführung: Köln, 2. Oktober 1982
Die Sechs Bagatellen für Kammerensemble und Tonband sind Dieter Schnebel gewidmet. Besonders die Atmosphäre seines Sprechens und Denkens in einem Interview mit Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn (Heftreihe „Neue Musik“ Nr. 1: Dieter Schnebel, Kultur Forum Bonn Center) hat mich zur nötigen inneren Freiheit geöffnet, zu schreiben, was ich schon längst gerne schreiben wollte, nur auf mich horchend. Der Titel „Bagatellen“ geht demgemäss auch nicht auf die Bagatellen Weberns zurück (die ja aus einer Situation radikaler Sprachreinigung gearbeitet sind), sondern auf Beethoven. Nr. 2 „Mit Süße und Herbheit“ ist unschwer mit op. 111/II in Verbindung zu bringen. Die sehr interessante Lautstärkenkomposition habe ich in eine eigene gewandelt, die eine politische Genre-Atmosphäre aufmoduliert. Die Denktechnik der Beethovenschen Bagatelle op. 119/X, die nur eine Zeile lang ist und nur aus einem frappierend einfachen musikalischen Gedanken besteht, findet sich wieder in Nr. 1 „Ouvertüre“ (das ganze Stück ist ein gedehntes Ouvertüren-Rhythmusmodell), dem erwähnten Nr. 2 und in Nr. 3: „Traum-Mechaniks Wirren“. Das Modell des ersten Taktes (h-b-a-gis) stammt aus meiner Traummechanik. Der Zusatz Wirren bezieht sich einmal auf Schumanns „Traumes Wirren“ (aus den Phantasiestücken op. 12), in dem in den Takten 5-7 eine transponierte Fassung meines Modells (es-d-des-c) vorkommt, zum anderen auf die Verarbeitungstechnik. In „Traummechanik“ ostinat behandelt, erfährt das Modell hier dauernde und überraschende Veränderungen in Klangfarbe, Rhythmus, Dynamik, Intervallen (Dehnungen und vierteltönige Stauchungen), Lagen (sehr tief, sehr hoch) und Melodie (am Ende werden aus den vier chromatischen Tönen vier gleiche Töne) . Das ganze Stück basiert auf Einstimmigkeit. Zugleich drückt sich hier ein anderer Bezug zu Beethovens Bagatellen aus, in denen sich Anklänge an andere („große“) Werke finden (zum Beispiel an die „Neunte Symphonie“) . In Nr. 5 „A hardedged Adagio“ werden statt einem zwei musikalisch verschiedene Gedanken blockartig nebeneinandergestellt. Der Titel zeigt eine Analogie zur Bildenden Kunst: Der erste Teil ist eine Kette von zwölf solistischen, einfachen Klang„block“-Ereignissen, sozusagen rechtwinklig aneinandergefügt. Nr. 4 „Tango“ und Nr. 6 „Romanze“ gehören zu den Genres, die in politischer Kunst Tradition haben. Im „Tango“ taucht auch eine völlig gegensätzliche Interpretation des vom Ensemble zu sprechenden Goethe-Gedichtes „Über allen Wipfeln ist Ruh'“ auf. „Ruhe“ ist nicht der persönliche, trostbringende ewige Todesfrieden (vergleiche Schuberts Lied), sondern eine schreckliche Friedhofsruhe, die uns droht. Die „Vögelein“ sind Galgenvögel, die endlich schweigen sollten, und das von mir hinzugefügte Fragezeichen nach „Balde ruhest du auch?“ möchte den nötigen Kampf für ein friedliches, schöpferisches Leben ausdrücken. Auch die „Romanze“ geht auf eine politische Form, die der alten spanischen Romanze zurück, die Volkshelden besingt und noch nicht süßliche Liebesgeigen-Romanze geworden ist. Die Struktur der Musik ist der literarischen Assonanzreimtechnik der alten Romanze verpflichtet. Die Helden unserer Tage sind die, die sich mit all ihren Fähigkeiten für den Frieden einsetzen. Passt hier nicht der Satz, den der Verlag Peters an Beethoven schrieb, als dieser ihm die Bagatellen op. 119 anbot: „Ihre Stücke sind des Preises unwert, und Sie sollten es unter Ihrer Würde halten, die Zeit mit solchen Kleinigkeiten, wie sie jeder machen könnte, zu verbringen“? Versucht man nicht auch unsere Friedensbewegung vielschichtig - privat und öffentlich - zu bagatellisieren? (Nicolaus A. Huber, 1982 ) LP: Ensemble Modern, Ltg. Peter EötvösLP Harmonia Mundi HM 713 D Bibliografie: Birkenkötter, Jörg: Keine Kleinigkeiten: „Bagatellen“, „Shrugs“, „Statement“ … Kurze Stücke im Werk Nicolaus A. Hubers, in: Nicolaus A. Huber, hrsg. von Ulrich Tadday (= Musik-Konzepte. Neue Folge 168/169), München: edition Text + kritik 2015, S. 153-175. Heister, Hanns-Werner: Konspiration und Agitation. Ein Versuch über die „Sechs Bagatellen“ für Kammerensemble von Nicolaus A. Huber, in: Melos 46 (1984), Heft 2, S. 37-83. Huber, Nicolaus A.: THIRTY ARE BETTER THAN ONE (A. Warhol), in: Neue Musik und andere Künste, hrsg. von Jörn Peter Hiekel (= Veröffentlichungen des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt, Band 50), Mainz u. a.: Schott 2010, S. 220-235. Mainka, Jörg: Sprachspiele. Über musikalische Dramaturgie, in: Musik Texte 128, Februar 2011, S. 42-48. Spahlinger, Mathias: das starre - erzittert. zu nicolaus a. hubers „bagatellen“, in: Musik Texte 2 (1983), S. 15-18.
34,50 €
inkl. MwSt.
zzgl. Versand
Verfügbarkeit *
lieferbar in 7 Tagen
Produktinformation
Bestellnummer: 880770
Schwierigkeitsgrad: -
Dauer: 22' min
Seiten: 28
Verlagsnummer: Breitkopf PB 5106-07
EAN: 9790004208564
Komponist: Nicolaus A. Huber
Arrangeur: -
Verlag: Breitkopf & Härtel KG
Besetzung: Kammermusik / Ensemble

Medien
* Die Angabe der Verfügbarkeit beruht auf bisherigen Erfahrungswerten. Preisänderungen und Lieferbarkeit vorbehalten !
Rev. 4.118 - Time: 155 ms | SQL: -1 ms