Elmar Neulinger composer / arranger

date of birth:05.05.1942

ist von Jugend an der konzertanten Blasmusik eng verbunden. Seine Ausbildung vervollständigte er am Konservatorium Innsbruck und der Wiener Musikhochschule. Als Trompeter in einem großen Wiener Sinfonieorchester bewies er sein Können in der Praxis. Jetzt widmet er sich als Lehrer an der Kufsteiner Musikschule besonders der Jugendausbildung.


Elmar Neulinger — ein Marsch für die Reservisten
Ein Komponistenporträt - Beitrag von Micha Hois

Ins österreichische Bundesland Tirol, genauer gesagt in das vielbesungene »Städtchen Kufstein«, führt uns diesmal das Komponistenporträt. Hier lebt und wirkt Elmar Neulinger, der seit dem Jahr 1974 als Lehrer an der städtischen Musikschule tätig ist.
Geboren wurde Elmar Neulinger am 5. Mai 1942 in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck. Seine Eltern, der Vater war Inspektor bei der österreichischen Bundespolizei, hatten, wie Neulinger sagt, »sicher einen gewissen Einfluß« auf seinen musikalischen Werdegang, »doch wurde ich nicht dazu gezwungen, ein Instrument er erlernen«. Im Alter von sieben Jahren erhielt Neulinger Unterricht auf der Schulblockflöte, lernte später Mandoline und mit Beginn seiner Lehrzeit als Blechblasinstrumentenmacher kam er erstmals in Kontakt mit jenen Instrumenten, für die er später auch Kompositionen schreiben sollte. Die Trompete wurde Neulingers Hauptinstrument. Während seiner Militärzeit gehörte er vier Jahre lang der Militärmusik Tirol an, jenem Blasorchester, das damals unter der Leitung von Prof. Siegfried Somma auch über die Grenzen Innsbrucks und Tirols hinaus einen guten Ruf hatte. Neulinger besuchte neben seiner Orchestertätigkeit das Konservatorium und spielte oft als Substitut im Innsbrucker Symphonieorchester. Im Jahre 1966 schloß er sein Studium am Konservatorium mit der Reifeprüfung für Trompete ab. Um sich weiterzubilden, inskribierte er anschließend an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien und war als Pendler zwischen Wien und Innsbruck, wo er bei den Viller Spatzen mitspielte, unterwegs. Es folgten verschiedene Substitutentätigkeiten und Engagements in Wien, zuletzt war Neulinger Mitglied der Wiener Symphoniker. Seit dem Schuljahr 1974/75 unterrichtet er an der städtischen Musikschule in Kufstein.
Kompositionen

Elmar Neulinger, der neben Trompete, Blockflöte und Mandoline auch das Flü¬gelhorn, »etwas« Klavier und E-Orgel beherrscht, hat seine Vorbilder auf dem Gebiet der Komposition »eigentlich in allen Epochen der Musikgeschichte, besonders aber haben es mir die Romantiker und einige Vertreter der neueren Musik angetan«. Der Komponist schrieb volkstümliche Tanzmusik wie Polkas, Walzer und Ländler, hat sich aber auch mit Werken für Blasorchester bereits einen Namen gemacht: es entstanden unter anderem der »Marsch der Reservisten«, das Solo für drei Trompeten »Drei auf flotter Fahrt«, der Konzertmarsch »Musikantenfreundsehaft«, die Suite »Balkan-Impressionen«, »Die Jubiläumsfeier«, eine Szene für Blasorchester, sowie zahlreiche Bearbeitungen und Arrangements für Blasorchester.
Neulinger selbst bezeichnet die »Balkan-Impressionen« im Hinblick auf musikalischen Inhalt, Umfang der Werks und Schwierigkeitsgrad sowie Instrumentation als bisheriges Hauptwerk seines Schaffens. Die Erstaufführung dieser Komposition in Innsbruck durch die Stadtkapelle Wilten, deren Solotrompeter Neulinger ist, war für ihn ein Höhepunkt.
Eine lustige Anekdote weiß der Komponist zur Entstehungsgeschichte seines Werks »Marsch der Reservisten« zu erzählen. Neulinger: »Als ich mit 36 Jahren zum erstenmal zu einer Waffenübung eingezogen wurde, traf ich einige alte Kameraden aus meiner Militärmusikzeit. Ich versprach im Spaß, einen Reservistenmarsch zu schreiben, da es für alle Regimenter einen Marsch gab, nur für die Reservisten nicht. Da ich ein Mann der Tat bin, setzte ich mich hin und hatte bald ein Rohexemplar fertig. Die Uraufführung besorgte die Tiroler Kaiserjägermusik unter der Stabführung von Prof. Siegfried Somma, der bei der Militärmusik mein Chef war. Es war ein sehr schöner Erfolg und Herr Somma ermunterte mich, doch weiter für Blasorchester zu schreiben.«
Wünsche für die Blasmusik

Aus Neulingers reichhaltiger Musikererfahrung als Solotrompeter, Lehrer, Vizekapellmeister der Stadtkapelle Kufstein und als Komponist resultieren zahlreiche Vorschläge für Verbesserungen in der Blasmusikszene. So plädiert er für eine bessere Zusammenarbeit von Musikkapellen und Musikschulen, für eine »Erweiterung unserer Orchesterbesetzung, vor allem im Holzregister (Oboe, Fagott)« und eine noch bessere Ausbildung der Kapellmeister. Neulinger: »Bessere Konzertprogramme bringen auch ein anderes Publikum. Dieses muß ebenfalls herangebildet werden.« Weitere Wünsche des Komponisten wären: genauere Erläuterungen bei der Konzertansage, mehr und bessere Probenarbeit (Stimmung, Zusammenspiel). Von seinen Komponistenkollegen schätzt Neulinger »als Tiroler natürlich die Komponisten in unserem Bereich wie Sepp Tanzer, Sepp Thaler, E. Ploner, aber auch die jüngeren Kollegen wie Florian Bramböck, der mit Riesenschritten der zeitgenössischen Blasmusik durch seine Werke Impulse gibt«. Aber auch außerhalb der Grenzen seiner näheren und weiteren Umgebung weiß Neulinger als Kenner der europäischen Blasmusikszene viele Namen zu nennen, deren Aufzählung hier allerdings zu weit führen würde.
Der Komponist und die Familie

Seine Freizeit verbringt Elmar Neulinger — außer mit Komponieren und Arrangieren — damit, »gute« Schallplatten zu hören, mit seinem zwölfjährigen Sohn an der Modellbahn zu bauen, mit der gesamten Familie Wanderungen zu unternehmen oder sich beim Schwimmen zu entspannen. Ob Elmar Neulinger, der selbst »auf alle Fälle wieder Berufsmusiker« werden würde, auch auf seine beiden Kinder starken musikalischen Einfluß hat? Die heute 22jährige Tochter begann wie der Vater im Alter von sieben Jahren mit dem Flötenunterricht, spielte erst Sopran-, dann Altflöte und später »ein wenig Gitarre«. Der Sohn lernt seit einem Jahr Trompete und möchte späterSchlagzeug spielen, der Vater scheint aber einige Zweifel zu haben. Elmar Neulinger: »Er ist begeisterter Fußballer, so daß eine musikalische Laufbahn fraglich ist.«